"Blind Writing" habe ich diesen Schreib-Prozess getauft. Ich schreibe eine Szene, die Anfang, Mittelteil oder auch das Ende einer Geschichte sein könnten. Die Story selbst kenne ich nicht. Die Geschichten werden sich mit der Zeit entwickeln und miteinander verbinden.
Copyright aller Texte: Michael C. Wagner

Donnerstag, 1. Mai 2008

Dark Room



Da war es wieder, das Geräusch von eben. Andrea hielt die Luft an und lag bewegungslos in ihrem Bett. Durch die Vorhänge fiel diffuses Licht und sie konnte die Umrisse der Möbel in ihrem Zimmer erahnen. Die Leuchtziffern ihres Weckers glimmten grünlich und vermittelten ihr einen Moment der Sicherheit.. Andrea versuchte sich zu konzentrieren um mit ihren Sinnen die Stille zu durchdringen.

Da – wieder dieses leise Kratzen. Es schien vom Fenster zu kommen. Andrea spürte, wie die Angst in ihr aufstieg. Wäre doch Daniel jetzt da. Er hatte am Abend bei ihr schlafen wollen, doch sie hatte es abgelehnt. Jetzt bereute sie ihren Entschluss. Und die Walters von nebenan hatten sich am Vormittag gutgelaunt nach Mallorca verabschiedet.

Da war Es wieder - ein vernehmliches Kratzen. Andrea zog die Decke zum Kinn und versuchte es möglichst geräuschlos zu tun. Ihre Hand zitterte. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie Mutterseelen allein war. Im Geiste ging sie das Haus durch. Die Türen waren verschlossen, die Terrassentür mit einem Riegel gesichert. Der Kellereingang...? Panik stieg in ihr auf. Sie sah sich die Wäsche aufhängen, als Lisa anrief. Sie hatte nur schnell die Tür zu gedrückt und dann ausgiebig mit ihr telefoniert. Und danach? Schlagartig wurde ihr bewusst – die Tür zum Keller war unverschlossen!
Das Kratzen hatte sich nicht wiederholt, dafür vernahm sie jetzt ein leises Rascheln aus der Küche. Andreas Körper begann zu schmerzen, die unatürliche starre Haltung unter der Bettedecke quälte ihre Muskeln. Sie begann krampfhaft zu denken: Ihre Situation war nicht gerade beneidenswert. Unter der Bettdecke war sie nackt. Ihre Jeans, die Oberbekleidung und Ihre Schuhe lagen auf dem Stuhl am Fenster. Das Handy...befand sich in der Küche neben der Spüle. Der Weg zur Küche führte links vom ihrem Bett durch die Schlafzimmertür, deren Türblatt sie entfernt hatte. Vom Schlafzimmer zur Küche gelangte man durch einen kurzen Gang, von dem die Kellertreppe abging. Sie saß in der Falle.
Andrea atmete aus. Sie entschied sich für Daniels Baseballschläger, der neben dem Türrahmen lehnte.

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